Keiner
schreit bedeutsamer: Der Hahnenschrei ist der Inbegriff von
Frühaufstehen und Bauernfleiß. Der Hahn als Verbündeter
gegen den Feind, der bei Tageslicht rechtzeitig warnt. Der
Hahn als verschworener Wächter am Rande der Nacht, als
Herold des Tages - so kräht er sich durch die Jahrhunderte
und die Kulturkreise.
Die
scharfen Sporen, der stolze Gang, das prächtige Gefieder,
das hocherhobene Haupt. Die frühmorgendliche Pünktlichkeit,
die Gewalt des Wortes, der schwellende Zorn. Die väterliche
Herrschaft über das ganze Haus: die Kampfeslust, die
Heldenbrust. Selbst der Löwe habe Angst vor ihm, behauptet
Plinius (X, 24).
Der
Hahn ist auch die Top-Figur der "Bremer Stadtmusikanten",
der den allerschönsten Satz aller Märchenbücher
sagen darf: "Komm mit, etwas besseres als den Tod findest
du überall!"
Jesus
prophezeit unmittelbar vor seiner Gefangennahme: "Wahrlich,
ich sage dir: In dieser Nacht, noch ehe der Hahn kräht,
wirst du mich drei mal verleugnen." (Matthäus 26,34).
Petrus
aber empfindet tiefe Reue und so wurde der Hahn zum christlichen
Symbol der Umkehr und fand seinen Platz in Form von ornamentalen
Verzierungen in Beichtstühlen.
Ganz abgesehen davon, dass er bei Jesu Geburt auch der erste
war, der die Nachricht unter den Tieren verbreitet habe. Das
verschuf ihm das Privileg, fortan laut krähen zu dürfen.
Als
Windanzeiger findet man ihn auf Dächern. Auch auf Kirchtürmen
ist er anzutreffen. Hans Rheinfelder vergleicht ihn mit dem
Kirchenvater, dem Pfarrherrn.
In
dem mittelalterlichen Lied ist die Rede vom "wachsamen,
gewissenhaften, uneigennützigen, streitbaren Beschirmer
der Hühnerschar", der zudem, sich dem Winde entgegendrehend,
stets dem bösen Feind mutig ins Auge blickt und nicht
zuletzt seinem Hühnerhof die ewigen Wahrheiten vorkräht
- äh... predigt.
Bei
den Kelten galt der Hahn als heiliger Vogel. Bekannt ist er
als Sinnbild der straffen Haltung. Als Gallischer Hahn ist
er sogar Repräsentant der Grand Nation.
Alten
chinesischen Dokumenten zufolge soll das Haushuhn eines der
ersten Haustiere gewesen sein. Das "Wesen des Westens"
wurde in China etwa um 1400 v. Chr. eingeführt. Um 600
v.Chr. wurden Haushühner als babylonische Skulpturen
dargestellt.
400
v. Chr. erwähnte der griechische Schriftsteller
Aristophanes erstmals die Haushühner. Die Römer
weihten Hühner dem Kriegsgott Mars. Seit alters
her ist der Hahn ein Symbol für Mut.
Münze
Haushuhn mit Küken
Irland 1 Pingin, bis 1969. Links sehen Sie ein
Kunstwerk: eine filigran ausgesägte Münze,
z.B. als Kettenanhänger. Mehr Informationen
und Kontakt: Münzensäger
Thies Andresen
Der
Hahn von Barcelos: Im
Norden Portugals, in der Provinz Minho, lebte ein armer Bauer,
der eines Tages zu Unrecht des Mordes beschuldigt wurde.
Am Tage seiner Hinrichtung bat er darum, dem König vorgeführt
zu werden. Dieser saß gerade beim Mittagessen. Es gab
Hähnchen. "Mein König. Dieser Brathahn wird
meine Unschuld beweisen, indem er lebendig wird und drei mal
kräht".
Das Wunder geschah. Seitdem gilt der Hahn als Glück bringendes
Symbol in Portugal. Verzehren tut man ihn allerdings auch
dort.
Symbol
für Sex
Zu
Anspielungen auf menschliches Reproduktionsverhalten reizt
der hyperaktive Hahn, der scheinbar nimmersatt und nimmermüde
von einer Henne zur anderen steigt. Und Hühner "wollen
getreten werden". Das heißt nicht, dass sie einen
Fußtritt ersehnen, sondern die Begattung Ihres Hahnes.
Der Samen heißt Hahnentritt.
Den
Penis bei kleinen Jungen nannte man lange Zeit "Piephahn"
Im
englischen heißt sowohl der Hahn als auch der menschliche
Penis "cock"
Jemanden
zum Hahnrei machen bedeutet, ihm "Hörner aufzusetzen"
Die Brüder Grimm versuchen es für letzteres mit
folgender Erklärung: Der gallische Hahn wurde von den
deutschen Lästerzungen mit dem schlecht ausgesprochenen
"Henri" betitelt. Und der Erbfeind wurde ohnehin,
wann immer dies politisch opportun schien, verspottet (ob
allerdings die Latin Lover von Deutschen zum Hahnrei gemacht
wurden, sei mal dahingestellt).
Hähne
stolz, Hennen lächerlich?
Während
der Hahn alles in allem ein gutes Image genießt, ist
es bei der Henne anders. Es gibt wohl kaum ein anderes Tier,
das geschlechtsspezifisch so zwiespältig betrachtet wird:
Hahn toll, Henne doof. "Mädchen, die pfeifen, und
Hühner, die krähn, sollte man beizeiten die Hälse
umdrehn" so ein patriarchalisches Sprichwort.
Mehr
Hühner-Sprichwörter
Wenn
der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich das
Wetter oder es bleibt wie es ist
Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn
Ein guter Hahn wird selten fett
Jeder Hahn ist König auf seinem Misthaufen
Mit jemandem ein Hühnchen rupfen
Das Gelbe vom Ei
Manche Hähne glauben, dass die Sonne nur ihretwegen
aufgeht
Geh mit den Hühnern schlafen, aber steh mit den Hähnen
auf
Wenig verständlich ist es, warum das weibliche Huhn so
oft als etwas Schlechtes betrachtet wird. Hier ein paar dumme,
abergläubische Beispiele:
In
Böhmen griff man zum Beil, wenn ein Huhn Krächzlaute
von sich gab
In
Österreich galten Hennen, die beim Krähen die
Flügel schlagen, als Wetterhexen, als Unwetterkünder
In
Albanien verhieß Hennenkrähen baldigen Tod,
es sei denn, der Vogel schaute beim Rufen gen Osten
In
Bosnien waren laute Hennen Seuchenkünder
In
Bulgarien bedeutete, wenn eine Henne vor dem Hahn ihre
Stimme erhob, dass sich der Tod nähert
Jeder,
der diese Tiere kennt und sie aufmerksam beobachtet, muss
all diese Beschimpfungen wie "dummes Huhn" etc.
als falsch bezeichnen. Ich habe so viele interessante Beobachtungen
gemacht, die von der Klugheit und Raffinesse von Hühnern
zeugen, dass ich darüber ein Büchlein schreiben
könnte.
Am
Gefieder der armen Henne heftete auch viel weiße und
noch mehr schwarze Magie, hier eine kleine Auswahl nach Gattiker:
Eine
ganz schwarze Henne legt, wenn sie 9 Jahre alt ist, das
erste und letzte Mal in ihrem Leben ein Ei ohne Dotter,
mit dem man Hexen kann. Zu diesem Ei habe es die Hausschlange
begattet. Damit dieses Ei kein Unheil verkündet,
muss es über das Hausdach geworfen werden.
Gab
man in Oldenburg einem Huhn die Fingernägelschnitzel
eines Kranken mit Eiern vermischt zu fressen, ging die
Krankheit auf das Huhn über.
In
Bayern wurde kolikkranken Kindern ein Hühnerdarm
in Milch gekocht auf den kranken Leib gelegt
Im
Elsass soll man froh über verendet aufgefundene Hühner
gewesen sei, denn dieses bedeutete, dass der Tod einen
Menschen zulasten des Geflügels verschont habe
Ostereier:
Christoph von Schmid, ein höchst populärer
Schriftsteller des frühen 19. Jahrhunderts hat mit seiner
Kindergeschichte versucht, das Huhn und seine für den
Menschen nützliche Fruchtbarkeit aufzuwerten und insbesondere
die Erfindung des gefärbten Ostereies gemütvoll-idyllisch
in Szene zu setzen, was ihm den Beinamen "Verfasser der
Ostereier" einbrachte.
Obergrenze
der Hörfähigkeit: 38 kHz (Mensch 21, Hund
135)
Hörschärfe:
4° (Mensch 8,4, Hund 2,5)
Zahl
der Geschmacksknospen: 24 (sehr gering)
Quelle:
"Biologie in Zahlen". Noch etwas sehr interessantes
und in der Fauna einmaliges: Hühner haben an ihren Füßen
so etwas wie Tastsensoren, die Vibrationen aufspüren können
- leider habe ich die Quelle dieser Information vergessen
und finde auch nichts darüber im Netz. Infos gerne an:
viola.kaesmacher@tierlobby.de
Diese brutale Unsitte gibt es in Thailand, auf den Philippinen,
in Mexiko und Belgien. Und bestimmt leider noch an anderen
Orten der Welt. Für die Veranstaltungen wird weder in
den Tageszeitungen noch in Touristeninformationen geworben.
Bericht über Hahnenkämpfe in Bangkok auf
der thaipage.
Hähne
Köppen in Deutschland
Ein grausames Ritual mitten in Deutschland
- als "Karnevalsspaß". Dieses unfassbare Spektakel
soll angeblich ausschließlich mit toten Tieren stattfinden.
Aber selbst dies ist bereits ein Skandal. Infos auf der Seite
des Tierschutzes
und Tierheims Siegen.
und
immer wieder Spanien...
Die
Spanier haben sich einen Ruf als Tierquäler No.1 erarbeitet.
Nicht nur während der Stierkämpfe und -feste, sondern
auch bei zahlreichen anderen Events werden Tiere unsäglich
gequält. Eine Abart der so genannten Blutfiestas ist
z.B., lebendigen Hähnen die Köpfe abzuschlagen,
ähnlich wie das deutsche "Hähne Köppen".
Aufgrund der Interventionen von Tierschützern ist es
gelungen, dass in Nalda statt lebender Hühner seit 2001
Attrappen benutzt werden. Informationen bei anti-corrida
- Ein Verbrechen in Europa beenden helfen!
"Güggel",
"Broiler" - Delikatessen?
In Deutschland werden Hühner in einer Größenordnung
von einer Milliarde Tiere vernichtet. Die Abscheu vor derartigem
Verzehr ist keine neue Erkenntnis der modernen Ökologie.
Schon Ende des 18. Jahrhunderts schrieb Karl Friedrich Klöden:
"Wir Kinder beschäftigten uns viel mit diesen Tieren,
studierten ihre Charaktere und gewannen sie lieb. Der Tag,
an welchem einer unserer Lieblinge geschlachtet wurde, war
mir ein Tag der Trauer, und ich hätte von seinem Fleische
nichts essen können, wenn auch wer weiß was daraus
entstanden wäre.
Nicht
einmal das Messer, mit welchem das Tier getötet wurde,
durfte mein Brot schneiden. Der Widerwille gegen Geflügelfleisch
trägt auch die Schuld, dass ich Fleisch überhaupt
bei weitem weniger gern genieße als Mehlspeisen, Gemüse
und Obst."