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Meeresschildkröten
- Opfer des Tourismus
Trauriges Schicksal der sanften Riesen am Beispiel
der Karettschildkröte
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Meeresschildkröten
stellen Endglieder von Nahrungsketten dar und spielen daher eine
bedeutende Rolle für die Erhaltung des ökologischen Gleichgewichts.
Als Fressfeinde von Austern, Quallen, Fischen und Krabben üben sie
eine regulierende Wirkung auf deren Bestand aus und verhindern z.B.
das Massenauftreten von Seeigeln, die als Weidegänger ganze Riffe
zerstören können.
Die
"Unechte Karettschildkröte" ist der größte Vertreter der
Meeresschildkröten.
Sie erreicht
eine Panzerlänge von 213 cm, der Durchschnitt liegt bei 150 cm.
Ihr Gewicht beträgt normalerweise etwa 150 kg, ausnahmsweise
jedoch auch bis zu 500 kg. Ihre weltweite Verbreitung erstreckt
sich auch auf die kühleren Gewässer der höheren Breiten.
Sie
ist die einzige Meeresschildkröte, die auch im Mittelmeer brütet.
Leider ertrinken zahlreiche Tiere in Fischernetzen und auch der
Tourismus bedroht ihren Bestand.
Fortpflanzung
der Unechten Karettschildkröte
Erreicht
ein Weibchen nach 8 bis 10 Jahren die Geschlechtsreife,
schwimmt es im Mai - Juli Hunderte Kilometer, um zu ihrem
Geburtsort zu gelangen. Dabei schließen sich die sonst als Einzelgänger
lebenden Tiere zu immer größeren Gruppen zusammen. Die Paarung findet
im offenen Meer statt. Nachts
kriechen die Weibchen an Land, wobei die bis zu 180 kg schweren
Körper tiefe Spuren hinterlassen. Wenn sie nicht
gestört wird, gräbt die Caretta ein 40-60 cm tiefes
Loch, in welches sie 60 - 120 Eier ablegt. Nach
48 - 60 Bruttagen schlüpfen die Jungen, deren Geschlecht
von der Umgebungs-Temperatur des Sandes bestimmt wird.
bei
durchschnittlich 29° Celsius werden es Männchen, bei rund 32° Celsius
werden es Weibchen.
Um
den schnellsten Weg ins Meer zu finden, orientieren sie sich am
Mondlicht, das sich im Meer spiegelt. Auf ihrem Weg lauern viele
Gefahren auf die Kleinen: Füchse, Vögel, Krabben und nicht zuletzt
der Mensch. Man schätzt, dass von 1.000
geschlüpften Tieren nur eines die Geschlechtsreife erreicht.
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Tatorte... |

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Tatort Indonesien
In
Indonesien, vor allem auf Bali, wird die Caretta wegen des Schildplatts
massenweise brutalst abgeschlachtet, obwohl der Handel mit Schildkröten
und aus ihnen gefertigten Produkten laut WA strengstens verboten
ist.
Tatort
Mittelmeer
In
Europa wird der wachsende Tourismus und die Meeres-Verschmutzung
den Schildkröten zum Verhängnis. Mit 500 mg Teer pro m² Oberfläche
und einem drei mal höheren Quecksilbergehalt als die Nordsee, ist
das Mittelmeer das schmutzigste Meer der Welt.
Gemeinsam
mit anderen Meerestieren fristet die Caretta ihr Dasein in einer
verölten, vergifteten Kloake, ohne Aussicht auf Besserung. Sie bevorzugt
Buchten und flache Gewässer, bezüglich der Wasserqualität hat sie
jedoch keine Wahl.
Tatort:
Das ehemalige Fischerdorf Dalyan in der Türkei
Eingebettet
in gewaltige Gebirgszüge, etwa 4 km vom Mittelmeer entfernt:
durch jahrtausendelange Verlandung entstand im Delta zwischen dem
Dalyan-Fluss und dem Mittelmeer ein wichtiges Schilfgebiet:
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Es bietet 180 Vogelarten Nahrung, Winterquartiere und Brutplätze
(für 15 Arten)
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Neben Störchen und Reihern gibt es hier auch Greifvögel
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Außerdem ist das Delta Kinderstube für viele Fisch- und Krebsarten
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und stellt eines der letzten Rückzugsgebiete der vom Aussterben
bedrohten Weichschildkröte (Trionyx triunguis) dar.
Ein ca. 3 km langer Sandstrand trennt das Schilfgebiet vom
Meer. Genau dieser Strand wurde in den letzten Jahren zur Zielscheibe
nationaler und internationaler Diskussionen.
Geschützte Tiere?
Erst
Anfang der 80er Jahre wurde die Wichtigkeit dieser Bucht als Nistplatz
für die Unechte Karettschildkröte erkannt.
Alle
sieben heute noch lebenden Arten der Meeresschildkröten sind vom
Aussterben bedroht und stehen sowohl im Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen
(WA) als auch in der Berner und Bonner Konvention in der höchsten
Stufe.
Dennoch
scheint man die seit rund 250 Millionen Jahren die Erde bevölkernden
"sanften Riesen" kaum vor der endgültigen Ausrottung bewahren
zu können. |
Bettenburgen
statt Nester...
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All
diese Fakten waren längst bekannt, als man beschloss, den Dalyan-Strand
zu verbauen. Unter finanzieller Beteiligung der Bundesdeutschen
Entwicklungshilfe (!) sollte ein 2000 Betten fassender Hotelkomplex
am Schildkrötenstrand entstehen.
Die
englische Schauspielerin und Sängerin June Haimoff engagierte sich
schon damals sehr für den Naturschutz in Dalyan und setzte sich
für die Errichtung eines Nationalparks ein. Als sie von den Hotelplänen
erfuhr, wandte sie sich hilfesuchend an große Organisationen wie
den WWF und Grennpeace, jedoch ohne Erfolg.
Auch
Unterschriftenaktionen wurden von den zuständigen Behörden nicht
ernst genommen. 1986 wurde der Strand für den Ausbau gesperrt. Diesmal
jedoch trafen June Haimoffs Hilferufe auf fruchtbaren Boden. Der
Initiator der AGA, Günther Peter, beschloss, sich der Sache anzunehmen
und auf die deutschen Behörden Druck auszuüben. Eine Dokumentation
der BBC und auch Filmaufnahmen von Günther Peter selbst sorgten
für großes Aufsehen, vor allem in Deutschland, England und der Türkei.
Dennoch
begann man im April 1987 mit dem Hotelbau. Tonnenweise wurde Kies
aufgeschüttet, das Fundament betoniert. Doch mittlerweile hatte
das Projekt einen Bekanntheitsgrad erreicht, der auch große Organisationen
wie den WWF "anlockte". Zusätzlich wurden auch die Stimmen
der einheimischen Hotelbesitzer gegen den Bau immer lauter, da sie
sich in ihrer Existenz bedroht fühlten.
1988
konnten die Betreiber des Wahnsinnsprojekts dem internationalen
Druck schließlich nicht mehr standhalten und die Bauarbeiten wurden
Ende Juni gestoppt. Durch den beispielhaften Einsatz der AGA
sollten zusätzlich die für den Hotelbau geplanten Gelder (8,5 Mio.
DM) dem Natur- und Umweltschutz in Dalyan zugute kommen. |
Commerz
meets Caretta... |
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Der Glaube an den
Triumph und Rettung des Gebietes entpuppte sich bald als Trugschluss.
Waren 1985 täglich ganze 100 Strandbesucher zu verzeichnen,
so sind es 1991 bereits über 2000. Nicht zuletzt wurden viele Urlauber
erst durch den "Rummel" um die Schildkröten auf dieses
Gebiet aufmerksam. Bald boten die Fischer den Touristen nächtliche
Bootstrips am Strand an.
Landgang
zur Eiablage
Da
Meeresschildkröten aber bei ihren Landgängen sehr scheu sind, flüchten
sie bei der geringsten Störung ins Meer, die Eiablage wird dadurch
oft verhindert. Wenn es allerdings klappt, verlieren die Jungen
wiederum die Orientierung durch zusätzliche Lichtquellen und finden
den Weg ins Meer nicht.
Also
beschloss die AGA, eine Informationskampagne zu starten, damit der
steigende Tourismus wenigstens in "sanfte Bahnen" gelenkt
werde. Langsam wurden von den türkischen Behörden Zugeständnisse
gemacht: die Fahrgeschwindigkeit am Dalyan-Fluss wurde auf 5 Meilen
pro Stunde begrenzt, ein Nachtbetretungsverbot für den Strand wurde
erlassen. Tagsüber sorgten Wächter dafür, dass Touristen nur die
fix montierten Sonnenschirme benutzen, da durch das Hineinstechen
ganze Nester zerstört werden können. Der Haupt-Nestbereich wurde
vor Zutritten geschützt.
Doch
wie es Vorschriften so an sich haben, werden sie nur dann befolgt,
wenn Verstöße dagegen auch bestraft werden. |
Verkauftes
Dalyan... |
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Gut situierte Einheimische
verstoßen mit ihren Schnellboten, Händler mit ihren Transportbooten
regelmäßig gegen die Geschwindigkeits-Begrenzung ohne dafür zur
Rechenschaft gezogen zu werden.
Durch
den übermäßigen Bootsverkehr sind die Schilfinseln der Erosion preisgegeben,
der Afrikanischen Weichschildkröte werden die Ölemissionen aus veralteten
Motoren und die Bootsschrauben, durch die sie beim Auftauchen verletzt
werden, zum Verhängnis.
Die
Vögel werden durch den ständigen Lärm vertrieben. Auch durch sinnlose
Vogeljagden sinkt die Vogelpopulation stark. Demzufolge vermehrten
sich die Insekten in den letzten Jahren beachtlich. Man wehrt sich
dagegen, indem man zweimal wöchentlich riesige Wolken einer Mischung
aus Diesel und DDT über den Ort versprüht.
Auch
weiß man nicht mehr, was man mit den immer größer und giftiger werdenden
Müllmengen tun soll. So kippt man sie zunächst hinter den nächsten
Berg, mitten ins Schilf. Dort wird er von Zeit zu Zeit abgebrannt.
Von den versprochenen 8,5 Mio.
DM hat der Naturschutz in Dalyan bis heute* noch keine müde Mark
gesehen.
All
diese Probleme stellen sich die Aktivisten der AGA und der türkischen
Naturschutzorganisation DHKD und versuchen, ökologisch und ökonomisch
vertretbare Lösungen zu finden.
Eine
der letzten Meldungen könnte jedoch alle Bemühungen mit einem Schlag
zunichte machen: Die türkische Naturschutzbehörde OCKK hat ihre
Meinung geändert und Naturschutzgebiete wie Dalyan samt den Stränden
für die touristische Erschließung freigegeben. |
Weitere
Informationen... |
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*Informationen aus
dem Flugblatt "Meeresschildkröten - Opfer des Tourismus"
von Nadja Ziegler, Aktionsgemeinschaft Artenschutz e.V. , Tubizerstraße
1, 70825 Korntal. Boykottieren
Sie derartige "Urlaubsländer". Es gibt viele andere schöne
Plätze, die es aus ökonomischer Sicht noch nötiger haben und wo
Sie als Tourist nicht derartige Schäden anrichten. Stichwort: Ökotourismus!
17.02.04:
AgA/BdT-Meeresschildkrötenprojekt
in der Türkei: Wer macht mit?
Verwenden Sie Ihren Urlaub / Ferien für das Meeresschildkrötenprojekt
in der Süd-Osttürkei in Dalyan bei Dalaman (gegenüber
von Rhodos)
Ab
Mai dieses Jahres startet die Aktionsgemeinschaft Artenschutz e.V.
(AgA) mit großer Unterstützung des Bundes Deutscher Tierfreunde
das Meeresschildkrötenprojekt in Dalyan (Türkei). Dies
ist eines der schönsten und artenvielfältigsten Biotope
des Mittelmeeres.
- Dazu
suchen wir noch freiwillige Mitarbeiter(innen)
-
und einen fähigen Projektleiter (Biologe/Zoologe möglichst
mit Kenntnissen in Arbeiten mit diesen Tieren). Der
Projektleiter sollte von Mai bis September in Dalyan vor Ort,
fachkundig sein und organisatorische Fähigkeiten besitzen,
er sollte sich schnellstens bei uns melden. Der Einsatz kann auch
als anerkanntes Praktikum/Studienarbeit gewertet werden. Das Projekt
wird zusammen mit der Universität in Ankara und eventuell
anderen Universitäten sowie einheimischen Helfern durchgeführt.
- Die
AgA besorgt die Flüge, Unterkünfte und gibt Gutscheine
für ein Essen pro Tag zu einem bestimmten Betrag
-
Die Mindestarbeitszeit ist 4 Wochen
-
Die Ausbildung wird in Dalyan erfolgen. Davor hat der Teilnehmer
die Möglichkeit, sich selbst durch Internet usw. und durch
AgA-Schriftunterlagen zu informieren
-
Es werden die international üblichen wissenschaftlichen Arbeiten
und Schutzmaßnahmen sowie Touristikinformationen durchgeführt
(näheres zum Arbeitsplan folgt im Anschluss)
- Das
Mindestalter der Helfer sollte 18 Jahre, englische Sprachkenntnisse
sollten möglichst vorhanden sein. Türkisch/deutschsprachige
Helfer werden, wenn die anderen Bedingungen stimmen, bevorzugt
-
Die Helfer haben den Anweisungen des Projektleiters Folge zu leisten,
was auch in der Vergangenheit kein Problem war, und stets in der
Mannschaft sehr guten Teamgeist und freundschaftliche Zusammenarbeit
zu pflegen
-
Für eine Reisversicherung hat der Teilnehmer selbst zu sorgen
Für die Natur und die Meeresschildkröten muss allerdings
ziemlich hart gearbeitet werden, also kein Urlaub bei teilweise
40 Grad im Schatten. Auch Nachtschichten müssen durchgeführt
werden. Aber wer mitmacht, wird begeistert sein, wie viele Mithelfer
vor Jahren dies auch waren in dem AgA-Meeresschildkrötenprojekt
von Dalyan bis Padara.
Die
Meeresschildkröten (es gibt zwei Arten von den sieben in der
Türkei) sind stark vom Aussterben bedroht. Jetzt gilt es, gemeinsam
die letzten dieser Urzeittiere zu rettet, denn es wird höchste
Zeit. Aber es geht auch um den Rettung des Gesamt-Naturschutzgebietes.
Die
Aufgaben sind sehr abwechslungsreich und interessant. Wer mitmachen
will, sollte sich sehr schnell bei der AgA melden.
Bitte mit Kurzbewerbung und Angabe des Zeitraums, in dem Sie mitmachen
können.
Kontakt:
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Spaziergang
durch die
tierdach-Schildkrötenseiten |
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tierdach.de
- die Tierlobby. Tierportraits,
Tierschutz, Tierrechte - News, Linktipps, Service.
Für die Tiere ohne Lobby.
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