Offener Brief an FNL bezüglich
der Legehennenverordnung
Sehr geehrter Herr Dr. Andreas Frangenberg, vor nicht mal einem Jahr forderte Ihr Präsident Gerd Sonnleitner anlässlich der IGW in Berlin (wo ich anwesend war) seine Berufskollegen auf, mit den Wünschen der Konsumenten, zu denen neben Qualität und Sicherheit auch hohe Umwelt- und Tierschutzstandards zählten, offensiv umzugehen. Ferner stellte er fest: ''Wenn die konventionelle Landwirtschaft erkennbar auf dem richtigen Weg ist, dann brauchen wir keine ,Agrarwende', sondern eine Fortsetzung dieser Entwicklung.'' Und was machen Sie daraus? Als ich diese Sätze auf der Podiumsdiskussion hörte, war ich wohl sehr naiv. Der offizielle FNL-Vertreter, Dr. Jürgen Fröhling, brachte verstärkt die Ökonomie in die Diskussion - nach dem Motto, dass die Bereitschaft zu Naturschutz vorhanden sei - bei entsprechenden ökonomischen Anreizen; die Politik sei hier gefordert. Spätestens hier hätte ich sehr hellhörig sein müssen. Heute drängt sich mir mit Ihrer untenstehender Aussendung eher die Vermutung auf, dass "nachhaltig" nicht im Sinne von Natur, Umwelt und Tier gemeint ist, sondern in bezug auf das E mit den 2 Strichen. Meiner Meinung nach schaden Sie mit untenstehender Aussendung der gesamten Landwirtschaft. Ihr Text ist ebenso unhaltbar wie schädlich wie die Untersuchung auf die Sie sich beziehen. So schreiben Sie beispielsweise, dass die Verbraucher zugunsten der "ausländischen" Käfigeier entscheiden würden. Wie kommen Sie zu dieser Aussage? Während die Käufe von Freilandware bei Aldi 1998 erst 10% betrugen, stiegen sie 2001 auf 38%. Aldi Nord hat sich nun entschieden, keine Eier aus Käfighaltung mehr anzubieten. In Deutschland hielten die Betriebe im Jahr 2001 - 84% Legehennen in Käfig-Batterien - 17% in Bodenhaltung - 15% im Freiland - 4% in Volieren und - 2% in intensiver Auslaufhaltung Mehrfachnennungen waren dabei möglich. Dabei ging die Zahl der Betriebe mit Käfighaltung überproportional zurück, während die Anzahl der Betriebe mit Boden- oder Freilandhaltung stark anstieg. Der letzte Absatz Ihrer Pressemitteilung ist ein einziges Debakel und ein Faustschlag ins Gesicht eines jeden Tierfreundes. Sie besudeln den Namen "Tierschutz" mit tierfeindlicher Propaganda - dass sich Ihr e.V., Ihre Mitarbeiter, Mitglieder und Gremien dahinterstellen, wage ich stark zu bezweifeln. Und sollte ich mich irren, würde ich Sie bitten, sich offen als Handlanger der großindustriellen Agrarbetriebe zu erkennen zu geben. Leider finde ich auf Ihrer Webseite keine Hinweise auf Institute und Organisationen, die Sie unterstützen. Bei den vielen Mitarbeitern, die Sie als "eingetragener Verein" haben, muss man allerdings davon ausgehen, dass Sie sich nicht allein durch Mitgliedsbeiträge finanzieren. Wenn Sie die Menschen darüber im unklaren lassen, wer hinter "FNL" steckt und derartige Mitteilungen großflächig verbreiten, wird sich jeder seine eigenen Gedanken darüber machen... Viola Kaesmacher www.tierlobby.de ----- Original Message ----- From: <ots.emailservice@newsaktuell.de> To: <ots.wirtschaft@newsaktuell.de>; <ots.umwelt.natur@newsaktuell.de>; <ots.politik@newsaktuell.de>; <ots.eu@newsaktuell.de>; <ots.verbraucher@newsaktuell.de>; <ots.innenpolitik@newsaktuell.de>; <ots.recht@newsaktuell.de> Sent: Friday, November 21, 2003 10:32 AM Subject: ots: Legehennenhaltung ein Spielball der Emotionen? / Aktuelle ... > > > Legehennenhaltung ein Spielball der Emotionen? / Aktuelle Diskussion > zur Käfighaltung zeigt politisches Dilemma auf > > Bonn (ots) - Die Käfighaltung von Legehennen wird in der gesamten > Europäischen Union ab 2012 verboten. In Deutschland soll ein solches > Verbot durch die Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung > vom 28. Februar 2002 bereits ab dem Jahreswechsel 2006/2007 gelten. > Nun aber machen Wissenschaftler, Fachkreise und Politiker - > einschließlich des ehemaligen niedersächsischen > Landwirtschaftsministers Uwe Bartels, SPD, sowie des > Tierschutzbeauftragten der SPD, Dr. Wilhelm Priesmeier - gegen diese > Vorgabe mobil. Sie offenbaren damit ein Dilemma, in dem > Landwirtschaftsministerin Renate Künast steckt: Der Wunsch nach mehr > Tierschutz lässt sich offensichtlich nicht mit einem Alleingang durch > ein nationales Gesetz umsetzen. > > Fakt ist, dass die Boden- und Freilandhaltung den Tieren nach > einer Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover 1) nicht die > erhofften Verbesserungen bringt. > > Fakt ist, dass die Verbraucher die kostenaufwändigen Investitionen > vieler Geflügelhalter in neue Haltungssysteme trotz entsprechend > hoher Werbeaufwendungen nicht honorieren. Die "Abstimmung mit den > Füßen" beim Einkauf im heimischen Supermarkt verläuft eindeutig > zugunsten der zunehmend aus dem Ausland kommenden und günstigeren > "Käfigeier". > > Fakt ist, dass die im deutschen Tierschutzrecht festgelegten > Standards im Ausland z.T. weder gelten noch kontrolliert werden > könnten. > > Fakt ist ebenso, dass die Politik in der Pflicht steht, Gesetze zu > ändern oder anzupassen, wenn neue wissenschaftliche Erkenntnisse > aufzeigen, dass der eingeschlagene Weg nicht zum Ziel - in diesem > Fall zu mehr Tierschutz - führt. > > Eine Verlängerung der Übergangsfrist für die Käfighaltung bis zum > 31. Dezember 2009 macht deshalb gerade auch mit Blick auf den > Tierschutz Sinn. Allerdings muss diese Frist genutzt werden, um > alternative Haltungsverfahren einschließlich der Kleingruppenhaltung > in den so genannten "ausgestalteten Käfigen" weiter wissenschaftlich > zu untersuchen, Schwachstellen zu identifizieren und abzustellen. > > Es lässt sich weder mit den Ansprüchen einer nachhaltigen > Entwicklung noch mit der Verantwortung gegenüber dem Mitgeschöpf Tier > vereinbaren, wenn einmal bestehende Rechtsakte aus emotionalen bzw. > rein politischen Gründen unverändert belassen werden, auch wenn neue > Erkenntnisse Anpassungen erforderlich machen. Verantwortlicher > Tierschutz sollte darüber hinaus nicht an der deutschen Grenze > aufhören. > > 1) Im Internet downloadbar unter: http://www.tiho- > hannover.de/einricht/bioepi/forschung/forschungsprojekte/ibei_26.htm > > > ots Originaltext: Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft > Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=29845 > > Rückfragen bitte an das > INSTITUT FÜR LANDWIRTSCHAFT UND UMWELT > Konstantinstraße 90, > 53179 Bonn, > Tel. (0228) 9 79 93 25, > Fax (0228) 9 79 93 40, > e-Mail ilu@fnl.de > > http://www.fnl.de/ilu/iluindex.html Abdruck kostenlos unter > Quellenangabe, Beleg erbeten, verantwortlich: Dr. Andreas Frangenberg |