Aufgeschnappt
im TIER-INFO-Newsletter
vom 10.07.04
"Liebe
Trudi, der
beigefügte Text gibt (authentisch) ein Gespräch zwischen
meinem Patenkind und seiner Mama wider. Spontan fiel mir dazu ein,
dass sich dieser Dialog doch sehr schön im Newsletter machen
würde -- als kleiner Mutmacher inmitten der oft so deprimierenden
Nachrichten, die es ja bedauerlicherweise ständig zu berichten
gibt. Mir hat er jedenfalls ein bisschen Hoffnung gemacht, weil
er zeigt, dass Tierschutz offenbar ein zutiefst menschliches Bedürfnis
ist; und die Bestätigung gegeben, dass nicht wir die "Unnormalen"
sind, sondern die, gegen die wir tagtäglich kämpfen. (...)
Liebe
Grüße (bitte auch an Gerd),
Matthias
Gespräch
zwischen Leonard, 6 Jahre alt, und seiner Mutter.
ABENDS
IM BETT.
Leonard:
„Mama, weißt du noch, im Krefelder Zoo, da werden die
Eulen mit kleinen Küken gefüttert. Das finde ich sehr
traurig. Die Tierpfleger sind richtige Tierquäler. Ich schreibe
denen jetzt einen Brief, dass die den Eulen etwas anderes zu fressen
geben sollen.“
Mutter:
„Nein, das machen wir heute abend nicht mehr. Das kannst du
morgen machen.“
Leonard:
„Ich bin aber ganz traurig deswegen. Wie machen die das eigentlich?
Verstecken sich die Tierpfleger hinter einem Baum und nehmen den
Hühnern mit einem Kescher die Küken weg?“
Mutter:
„Das glaube ich nicht.“
Leonard:
„Nein das machen die anders. So ein paar Küken reichen
ja gar nicht. Die nehmen den Hühnern bestimmt die ganzen Eier
weg und legen die in ein warmes Fach und warten dann bis die Küken
schlüpfen. Und dann kriegen die Eulen die. Das ist so gemein!“
Mutter:
„Ja das ist aus deiner Sicht natürlich schrecklich und
gemein. Aber die Eulen würden ja auch sterben, wenn sie nichts
zu fressen bekommen würden.“
Leonard:
„Die können doch was anderes fressen. Blätter, oder
so.“
Mutter:
„Du weißt ganz genau, dass Eulen keine Blätter
fressen, sondern Fleisch brauchen. Wir werden uns morgen überlegen,
was wir in den Brief schreiben. Jetzt schlaf erst einmal.“
Leonard
(jammernd): „Ich kann nicht schlafen, weil ich immer an die
armen Küken denken muss.“
Mutter:
„Denk einfach an die süßen Möpse. Morgen klären
wir das.“
AM
NÄCHSTEN TAG, VOR DEM FRÜHSTÜCK.
Leonard
(mit Blatt und Stift bewaffnet): „Mama du musst jetzt für
mich den Brief an die Tierpfleger im Krefelder Zoo schreiben. Ich
sag Dir, was du schreiben sollst.“
Mutter:
„OK, was soll ich schreiben?“
Leonard:
„Sie sind Tierquäler. Sie töten Küken. Bitte
geben Sie den Eulen etwas anderes zu fressen. Von Leonard. Fertig.
Jetzt können wir das abschicken.“
Mutter:
„Nein so können wir das nicht abschicken. Du kannst die
Tierpfleger ja nicht beschimpfen und keinen Vorschlag machen, wie
sie es besser machen können. Was sollen sie den Eulen denn
geben?“
Leonard:
„Ja wenn die keine Blätter essen, dann sollen die anderes
Fleisch essen. Von Schweinen oder so ... Aber nee das geht auch
nicht, die armen Schweine sollen auch nicht gegessen werden.“
Mutter:
„Das ist wirklich schwierig. Wir Menschen müssen nicht
unbedingt Fleisch essen, die Eulen aber schon. Wir müssen also
nachdenken, was die Tierpfleger machen sollen.“
Leonard:
„Essen wir denn Fleisch von toten Tieren?! (Entsetzen pur)
Ich esse das jetzt auf keinen Fall mehr! ... Und ich weiß
jetzt auch, was die Tierpfleger machen können. Die sollen alle
Eulen frei lassen! Die können sich dann ihr Futter in der freien
Natur suchen, dann brauchen die Menschen keine Tiere für sie
töten. Das sollen die dann selber machen.“
Mutter:
„Das ist eine sehr gute Idee. Damit tust du den Küken
und den Eulen einen großen Gefallen. Die Küken bleiben
am Leben und die Eulen sind frei. Sehr gut.“
Leonard
(nach einem kurzen Moment der Zufriedenheit): „Aber die Geparden
wollen bestimmt auch nicht in so einem kleinen Gehege sein. Denn
die können doch ganz schnell laufen. Das können die da
aber gar nicht machen. Die Tierpfleger sollen besser alle Tiere
frei lassen. Die sollen alle wieder da leben, wo sie früher
auch gelebt haben. (Kurzes Zögern) Dann gibt’s aber gar
keinen Zoo mehr!? (Schließlich mit Nachdruck) Das ist auch
schade - aber besser für die Tiere.“
Der
sechsjährige Leonard ist seit diesem Morgen Vegetarier!
(Dieser
Dialog hat vor ein paar Tagen genau so stattgefunden, wie er hier
wiedergegeben ist. Bemerkenswererweise sind weder Leonards Eltern
noch andere Menschen in seinem direkten Umfeld Vegetarier oder Tierschützer.)
|